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Gesunde und nachhaltige Ernährung in einer sich rasch verändernden Welt

15 November 2023 | Mag. Karin Fallmann

Zusammenfassung des Vortrags Healthy and sustainable diets in a rapidly changing world von von Univ.-Prof. Dr. Harry Aiking (Vrije Universiteit Amsterdam) im Zuge des ÖAIE-Jubiläumskongresses Ernährung: gesund – nachhaltig – leistbar im Josephinum in Wien am 20. Oktober 2023.

 

Definition “Nachhaltigkeit”

 

Eine nachhaltige Lebensmittelproduktion sowie ein nachhaltiger Lebensmittelkonsum ist sowohl ein globales Ziel als auch ein kulturelles. Es bedeutet, möglichst geringe Auswirkungen auf Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft. Im Detail beinhaltet Nachhaltigkeit Lebensmittelsicherheit und Gesundheit, sowie ausreichend nahrhafte und sichere Lebensmittel für alle.

 

Die Lebensmittelnachfrage steigt weltweit an, parallel zu einer steigenden Bevölkerung (vor allem in Afrika) und steigenden Einkommen (vor allem in Asien).

 

Es wird erwartet, dass wir bis 2050 (also in unter 30 Jahren) für die Ernährungssicherheit 100% mehr Nutzpflanzen benötigen werden um 2 Milliarden Menschen zu versorgen. Zur Einhaltung der Lebensmittelsicherheit wäre es nötig, die Ernteerträge (Hektar) zu verdoppeln und zur Förderung der Nachhaltigkeit wäre es nötig die negativen Umwelteinflüsse zu vierteln. Die Ertragssteigerungen verlangsamen sich. Die Preise der Lebensmittel haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen (v.a. in Argentinien: Mais, Soja; in Russland: Weizen; in den USA: Mais).

 

Planetare Grenzen

 

Die Tragfähigkeit unseres Planeten ist eingeschränkt. Es gibt ökologische Grenzen und ihre Auswirkungen betreffen unweigerlich die Biota.

  • Klimawandel
  • Übersäuerung der Weltmeere
  • Stratosphärischer Abbau der Ozeane
  • Stickstoff-Zyklus
  • Phosphat-Zyklus
  • Globale Trinkwassernutzung
  • Verlust der Biodiversität
  • Atmosphärische Aerosolbelastung
  • Umweltverschmutzung

 

Einordnung der negativen Einflussfaktoren:

  1. Verlust der Biodiversität > 10
  2. Stickstoff-Zyklus 3,45
  3. Klimawandel 1,1 – 1,5
  4. Phosphat-Zyklus 0,77 – 0,86
  5. Übersäuerung der Weltmeere 0,81
  6. Veränderungen der Landnutzung 0,78
  7. Trinkwassernutzung 0,65
  8. Ozonabbau 0,50

 

Der Stickstoff-Zyklus stößt an seine Grenzen:

  • Einfluss der Menschen auf den Kohlenstoff-Zyklus 1-2%; Stickstoff-Zyklus: 100 – 200%
  • Stickstoffdünger (100 Mill. Tonnen pro Jahr) verkörpert:
    • 37% der gesamten Energiebeiträge der US-Landwirtschaft
    • 43% der GHG Emissionen in einem Brotlaib
  • Emissionen schaden der Biodiversität an Land und im Wasser
  • Wirbeltiere an Land per Körpergewicht:
    • 5% Wild, 30% Menschen, 65% Nutztiere

 

Proteinineffizienz der Massentierhaltung

 

  • 40% der globalen Getreideernte und 70% der Sojaproduktion wird für Nutztiere verwendet
  • Lebens- und Futtermittel konkurrieren um Land und Wasser
  • Alternative: Menschen verzehren direkt pflanzliche Proteine

 

Bei intensiven Produktionssystemen (Verwendung von Futtermitteln):

  • 1 kg tierisches Protein benötigt 6 kg Pflanzenprotein (Verlust von Ressourcen)
  • Verlust von Biodiversität durch Ammoniak-Emissionen (Verschmutzung)

 

Zur Verbesserung von Umwelt UND Gesundheit wären folgende Maßnahmen nötig:

  • Reduktion der Proteinaufnahme (170% DRI)
  • Reduktion der Kalorienaufnahme
  • Reduktion der Lebensmittelabfälle
  • Ersatz von tierischen durch pflanzliche Produkte

 

Gesund – Nachhaltig – Leistbar?

Die gleichzeitige Optimierung von Ernährungsqualität, Nachhaltigkeit, kultureller Akzeptanz und Erschwinglichkeit von Lebensmitteln mittels linearer Programmierung führte zu einem wöchentlichen Warenkorb für einen Zwei-Personen-Haushalt < 37 € (2,59 € pro Person und Tag).

 

Diese Ernährung hat nur halb so viel Klimaauswirkungen wie die durchschnittliche niederländische Ernährung, damit ist eine gesunde und nachhaltige Ernährung nicht unbedingt teurer ist.

 

Conclusio

 

Eine Verdoppelung der Lebensmittelproduktion und das Vierteln der negativen Einflüsse der Lebensmittelproduktion bis 2050 – realisierbar? Eine nachhaltige Proteinversorgung ist entscheidend für die Ernährungssicherheit, die Tragfähigkeit des Planeten und die menschliche Gesundheit. Die Dringlichkeit wird stark unterschätzt und erfordert eine deutlich Ernährungsumstellung hin zu einer nachhaltigeren, pflanzlichen Ernährung. Pflanzliche Ernährung ist sowohl nachhaltiger als auch gesünder, „damit wir trotzdem unseren Kuchen haben und ihn essen können“! (Verwendung von Margarine)

 

 

Foto: iStock, Kinek00