Als größte Herausforderungen für die planetare Umwelt gelten heute die Produktion, Verteilung sowie der Konsum von Lebensmitteln. Lebensmittel haben die größten Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Als anerkannte Definition der Ernährungssicherheit gilt laut FAO (Food and Agriculture Organization): „Die Ernährungssicherheit besteht, wenn alle Menschen jederzeit physischen, sozialen und wirtschaftlichen Zugang zu ausreichender, sicherer und nahrhafter Nahrung haben, die ihren Ernährungsbedürfnissen und Ernährungspräferenzen für ein aktives und gesundes Leben entspricht.“
Neben anderen wichtigen Nachhaltigkeitsauswirkungen gilt die Ernährungssicherheit als ein Konzept das verwendet wird, um systematisch darüber nachzudenken, wie und warum Unterernährung entsteht und was getan werden kann, um diese zu bekämpfen bzw. zu verhindern.
Ernährungssicherheit spiegelt den Zugang zu Lebensmitteln für Einzelpersonen wider, auch unter Mitberücksichtigung der Erschwinglichkeit. In vielen Ländern sind neben Übergewicht und Adipositas auch Hunger und Unterernährung ein großes Problem. Derzeit leidet weltweit jeder Dritte an einer Art von Mangelernährung. Als Schlüssel für eine langfristige Ernährungssicherheit gilt eine pflanzenbetonte Ernährung. Für die Produktion von nur 1 kg Fleischeiweiß werden 6 kg Pflanzeneiweiß benötigt. Nur 15 % der Proteine und Energie, die von Futterpflanzen geliefert werden, können indirekt vom Menschen konsumiert werden.
Die Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft tragen in einem sehr hohen Ausmaß zum Klimawandel bei. Unser Ernährungssystem ist zu 19-29% für die weltweit vom Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich. Den größten Einfluss haben dabei landwirtschaftlicher Ackerbau, Veränderungen der Landnutzung sowie Düngemittel, Pestizide und Gülle. Die Tierhaltung alleine trägt zu 14,5% zu den gesamten Treibhausgasemissionen bei.
Wenn jeder einzelne von uns seinen Fleischkonsum deutlich reduzieren bzw. seine Ernährung komplett auf pflanzliche Lebensmittel umstellen würde könnten bis zu 3.500 Millionen Hektar Weide und 375 Millionen Hektar Ackerland aufgegeben werden und dies würde zu einer großen Kohlenstoffaufnahme durch wieder neu wachsende Vegetation führen.
Fehlernährung jeglicher Art (Fettleibigkeit, Unterernährung, usw.) sind die Hauptursache für schlechte Gesundheit. Der Klimawandel könnte diese gesundheitliche Herausforderung noch zusätzlich verschärfen, da eine Abnahme des Kohlendioxidspiegels in der Atmosphäre die Konzentrationen von Eiweiß sowie wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsmittelpflanzen wieder erhöhen könnte.
Der Proteinbedarf beim Erwachsenen liegt bei 0,83g/kg/d (im Durchschnitt bei Männern bei 56g und bei Frauen bei 46g pro Tag). Der durchschnittliche Proteingehalt der Nahrung liegt aber in vielen westlichen Ländern mit 150 – 200% deutlich über der empfohlenen Menge. Aus Nachhaltigkeitssicht besteht daher vor allem in vielen westlichen Ländern die Notwendigkeit die durchschnittliche Proteinaufnahme deutlich zu reduzieren und die Ernährung von einer Fleisch- und Proteinreichen Ernährung hin zu einer pflanzlich betonten Ernährung umzustellen.
In den letzten mehreren hundert Jahren hat die menschliche Nutzung der Landoberfläche immer mehr zugenommen, wodurch naturbelassene Gebiete nach und nach erodiert wurden. Der Mensch nutzt ca. die Hälfte der weltweiten Wohnfläche für die landwirtschaftliche Produktion, davon 77% für die Viehzucht. Fleisch und Milchprodukte dominieren zwar bei der Landzuweisung für die Landwirtschaft. Sie liefern aber nur 17% der weltweiten Kalorienversorgung und 33% der Proteinversorgung.
Ca. 30% des weltweiten Verlusts an biologischer Vielfalt sind auf die Tierproduktion zurückzuführen. Es wäre daher wichtig die Landnutzung deutlich zu reduzieren.
Die Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung sowie haushaltsübliche Tätigkeiten wie Kühlung und Kochen machen in Industrieländern den größten Anteil am Gesamtenergieverbrauch im Ernährungssystem aus. In vielen Schwellenländern macht hingegen die landwirtschaftliche Produktion den größten Anteil am Energieverbrauch aus. Die Wahl der Ernährung ist damit eine sehr wichtige Determinante für den Energieverbrauch im Lebensmittelsystem.
Für die Nahrungsmittelproduktion werden sehr große Mengen an Süßwasser benötigt. Sehr wasserintensive Lebensmittel sind vor allem tierische Produkte, da Tiere einen hohen direkten und indirekten Wasserbedarf haben. Die Landwirtschaft verbraucht ca. 70% des Gesamtwasserverbrauchs. Vor allem die Produktion von Fleisch ist sehr wasserintensiv: Rindfleisch verbraucht neunmal, Schweinfleisch viermal und Hühnerfleisch dreimal so viel Wasser wie im Vergleich die Produktion von pflanzlichen Produkten. Durch die Einhaltung von nationalen Ernährungsrichtlinien sollte es zu einer Wassereinsparung von 11 bis 35% bei Ernährung mit Fleisch, 33 – 55% bei fleischloser Ernährung mit Fisch und 35 – 55% bei einer rein vegetarischen Ernährung kommen.
Die Viehzucht trägt 14,5% zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Durch den Übergang zu einer pflanzlich betonten Ernährung würden große Mengen an Land frei werden.
30% des weltweiten Verlustes an biologischer Vielfalt sind auf die Tierproduktion zurückzuführen (über 1 Million Arten sind derzeit vom Aussterben bedroht).
Eine Ernährungsumstellung hin zu einer pflanzlich betonten Kost könnte die Gesamtenergiemenge im Lebensmittelsystem sowie die Wasserknappheit deutlich reduzieren und die Wasserqualität gleichzeitig deutlich verbessern.
Die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Lebensmittelproduktion und -konsum spiegeln sich nicht im Lebensmittelpreis wider.
—
Dies ist der fünfte von sechs Teilen einer Serie über pflanzenbetonte Ernährung.
—
Mark Driscoll, Mehr pflanzenbetonte Ernährung für den Planeten, E-Book Alpro Fondation 2019
—
Foto: iStock, piyaset